
Bis zum Beginn dieser Olympischen Spiele waren Rekorde in meinem Leben eine eindrückliche Sache: Ich kann mich noch gut erinnern, wie gut ich mich fühlte, als ich in Zürich (1981 oder 1982) miterleben durfte, wie der Zehnkämpfer Stephan Niklaus einen neuen Schweizer Rekord aufstellte und der erste Schweizer war, der die 8000 Punkte Marke knackte.
Das Gefühl des Erlebens einer einzigartigen Leistung ist im Pekinger Aquatics Center nun aber ziemlich verwässert worden. In diesen olympischen Tagen wurden dort 25 (in Worten fünfundzwanzig) neue Weltrekorde aufgestellt. Wieviele davon ich von unserem Reporterplatz in der Halle aus gesehen habe, kann ich nicht einmal mehr nachvollziehen. Es werden wohl ein gutes Dutzend gewesen sein. Im "Birds Nest" durfte ich auch schon drei WR's mitverfolgen und weil hier meine Erinnerung noch mitmacht, weise ich den Verdacht auf erste Anzeichen von Alzheimer von mir.
In bleibender Erinnerung dürfte sich Usain Bolt in meine rostigen Hirnwindungen eingebrannt haben. Die unnachahmlich coole Art und Weise, wie der Jamaikaner Sieg, Jubel und Weltrekord vereinte, hat nicht allen Sport Puristen gefallen - mir aber schon. Als sich der King of Sprint in vollem Tempo noch vor der Ziellinie mit der Faust auf die Brust schlug, sass ich rund 25 Meter davon entfernt.
Ob seine Zeit von 9.69 Sekunden Bestand haben wird, ist aus meiner Sicht offen. Auf Jamaika gelingt den Doping Fahndern offenbar praktisch keine überraschende Kontrolle; wenn Kontrolleure unterwegs auf die Insel sind, wissen es die Leichtathleten vorher. Weil aber die Doping Proben der Olympischen Spiele neuerdings 8 Jahre lang aufbewahrt werden, könnte in Zukunft eine heute noch nicht nachweisbare Doping Methode in ein paar Jahren ans Licht kommen. Bis dann aber gilt die Unschuldsvermutung: Super Bolt!
Grüsse aus Beijing,
Marcel Melcher
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