Irgendwann ist mir aufgefallen, dass keiner und keine der Schweizerinnen und Schweizer, die ich hier in Peking porträtiere, mich im Zoo treffen will. Ich möchte ja für DRS3 unter anderem von verschiedenen Menschen, die hier leben, wissen, wie sie Peking sehen, warum sie diese Stadt so lieben, was sie hier hält. Und bitte sie deswegen jeweils, mir ihren Lieblingsort oder Lieblingsplatz hier zu zeigen. Ich habe schon Interviews in Hutong-Gassen, auf einer Terrasse, in einer Backstube, auf einer Parkbank gemacht. Aber keines im Zoo. Also bin ich einfach alleine mal hingegangen.
Der Zoo von Peking, gebaut 1908 als "Zehntausend-Tiere-Garten", ist eine riesige, weitläufige, sattgrüne, saubere Parkanlage auf einem Gelände von 50000 Quadratmetern. Und brüstet sich damit, über 600 verschiedene Tierarten in mehr als 30 grossen Hallen und vielen kleinen zu zeigen. Und ist doch vor allem wegen seiner Hauptattraktion so bekannt: wegen seiner Pandabären.
Die Pandabären sind die Stars. Und benehmen sich wie Diven. Bewegen sich nicht ausserordentlich viel, schlafen vor allem und lassen sich bestaunen und verhätscheln. Aus sicherer Distanz, natürlich. Sie bewohnen ein grosszügiges Haus und Gehege, einen üppigen Garten eigentlich, mit kleinem (aber vermutlich sehr robustem) Robinsonspielplatz. Und sie haben eigene Pandasouvenirshops.... für die Besucher, selbstverständlich.
Gerade kleine Besucher strömen in Scharen zu den Pandas. Sie werden angekarrt in Kinderwagen, hergetragen auf den Schultern oder -gezogen an der Hand, und sie reagieren zuverlässig mit begeistertem Krähen auf alles, was schwarz-weiss und flauschig ist. Seien es die kleinen Plüschsouvenirs oder die echten Grossen Pandas. Die im Übrigen sehr entspannt weiterdösen auf dem Baum, ganz egal wie laut das Geschrei ist, das Knipsen der Fotoapparate, wie hell die Blitzlichter sind oder wie irritierend die gelegentlichen Rauchfäden, die von Zigaretten aufsteigen.
Die zweite grosse Attraktion im Pekinger Zoo ist ein modernes Aquarium. Sieht sehr neu aus, kostet Extra-Eintritt (110 Kuai, etwa 18 Franken) zieht aber mit sehr schön nachgebauten Unterwasserlandschaften und einer grossen Delfinshow viel Publikum an.
Zu Fuss von den Pandas (ziemlich beim Eingang des Zoologischen Gartens) zum Aquarium (am Nordende davon) hat man, wenn man sich wirklich die Zeit nimmt, um etwas anzuschauen unterwegs, ungefähr drei Stunden. Und entdeckt dann eben vieles, das schon recht desolat aussieht. Alte, kleine und karge Gehege und Käfige, mit Abdeckungen, die vor sich hin rosten und Farbe (gewisse der Kleintiergehege scheinen ursprünglich einmal von Kindern bemalt worden zu sein), die von den Wänden blättert. Einige dieser Verhältnisse könnten tierliebenden Westlern schon ihr Herz brechen, und erklären, dass man kaum guten Gewissens den Pekinger Zoo als einen Lieblingsort angeben kann. Die Zustände einzelner Anlagen verleiten sehr dazu, die Zoobewohner als traurig, müde, verängstigt oder apathisch zu beschreiben - obwohl sie vielleicht nichts davon wirklich sind und nur einfach unter der Hitze und dem hohen Publikumsandrang leiden. Ausgehungert oder krank sah keines der Tiere aus.
Auch die Menschen nicht. Aber das hängt damit zusammen, dass es im Zoo in Peking zu und her geht wie auf einer riesigen Chilbi. Essens- und Getränkestände überall, Eis, Souvenirs, Kinderspielzeug, sogar Zuckerwatte gibt es! (Sie ist nicht rosa und auf einem Holzstäbchen aufgetürmt, sondern weiss und auf einer Art Papierrolle). Ein buntes Durcheinander von Leuten, alt und jung: Väter picknicken mit ihren Kindern, Frauen kichern mit ihren Freundinnen, coole Jungs entführen ihr Mädchen auf eine Bootsfahrt auf dem Fluss, der sich durch den Zoo schlängelt, ältere Damen gönnen sich eine Zigarette, Touristen knipsen wie wild - alles sehr laut, sehr lebhaft. Sehr chinesisch.
Christina Lang.
Der Zoo von Peking, gebaut 1908 als "Zehntausend-Tiere-Garten", ist eine riesige, weitläufige, sattgrüne, saubere Parkanlage auf einem Gelände von 50000 Quadratmetern. Und brüstet sich damit, über 600 verschiedene Tierarten in mehr als 30 grossen Hallen und vielen kleinen zu zeigen. Und ist doch vor allem wegen seiner Hauptattraktion so bekannt: wegen seiner Pandabären.
Die Pandabären sind die Stars. Und benehmen sich wie Diven. Bewegen sich nicht ausserordentlich viel, schlafen vor allem und lassen sich bestaunen und verhätscheln. Aus sicherer Distanz, natürlich. Sie bewohnen ein grosszügiges Haus und Gehege, einen üppigen Garten eigentlich, mit kleinem (aber vermutlich sehr robustem) Robinsonspielplatz. Und sie haben eigene Pandasouvenirshops.... für die Besucher, selbstverständlich.
Gerade kleine Besucher strömen in Scharen zu den Pandas. Sie werden angekarrt in Kinderwagen, hergetragen auf den Schultern oder -gezogen an der Hand, und sie reagieren zuverlässig mit begeistertem Krähen auf alles, was schwarz-weiss und flauschig ist. Seien es die kleinen Plüschsouvenirs oder die echten Grossen Pandas. Die im Übrigen sehr entspannt weiterdösen auf dem Baum, ganz egal wie laut das Geschrei ist, das Knipsen der Fotoapparate, wie hell die Blitzlichter sind oder wie irritierend die gelegentlichen Rauchfäden, die von Zigaretten aufsteigen.
Die zweite grosse Attraktion im Pekinger Zoo ist ein modernes Aquarium. Sieht sehr neu aus, kostet Extra-Eintritt (110 Kuai, etwa 18 Franken) zieht aber mit sehr schön nachgebauten Unterwasserlandschaften und einer grossen Delfinshow viel Publikum an.
Zu Fuss von den Pandas (ziemlich beim Eingang des Zoologischen Gartens) zum Aquarium (am Nordende davon) hat man, wenn man sich wirklich die Zeit nimmt, um etwas anzuschauen unterwegs, ungefähr drei Stunden. Und entdeckt dann eben vieles, das schon recht desolat aussieht. Alte, kleine und karge Gehege und Käfige, mit Abdeckungen, die vor sich hin rosten und Farbe (gewisse der Kleintiergehege scheinen ursprünglich einmal von Kindern bemalt worden zu sein), die von den Wänden blättert. Einige dieser Verhältnisse könnten tierliebenden Westlern schon ihr Herz brechen, und erklären, dass man kaum guten Gewissens den Pekinger Zoo als einen Lieblingsort angeben kann. Die Zustände einzelner Anlagen verleiten sehr dazu, die Zoobewohner als traurig, müde, verängstigt oder apathisch zu beschreiben - obwohl sie vielleicht nichts davon wirklich sind und nur einfach unter der Hitze und dem hohen Publikumsandrang leiden. Ausgehungert oder krank sah keines der Tiere aus.
Auch die Menschen nicht. Aber das hängt damit zusammen, dass es im Zoo in Peking zu und her geht wie auf einer riesigen Chilbi. Essens- und Getränkestände überall, Eis, Souvenirs, Kinderspielzeug, sogar Zuckerwatte gibt es! (Sie ist nicht rosa und auf einem Holzstäbchen aufgetürmt, sondern weiss und auf einer Art Papierrolle). Ein buntes Durcheinander von Leuten, alt und jung: Väter picknicken mit ihren Kindern, Frauen kichern mit ihren Freundinnen, coole Jungs entführen ihr Mädchen auf eine Bootsfahrt auf dem Fluss, der sich durch den Zoo schlängelt, ältere Damen gönnen sich eine Zigarette, Touristen knipsen wie wild - alles sehr laut, sehr lebhaft. Sehr chinesisch.
Christina Lang.
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